Was ist eigentlich Tierschutz??

  • Ich bin Mitglied der "Aktien Tier - Menschen für Tiere e. V." und darf aus dem letzten Mitgliedermagazin einen Artikel veröffentlichen, der mich unheimlich beeindruckt hat:


    „Was ist eigentlich Tierschutz?


    Die Beantwortung der Frage ist völlig einfach, denn der Tierschutz umfasst alle Bereiche, in denen Tiere zu ihrem eigenen Wohl versorgt und betreut werden. Demzufolge wird der Tierschutz dadurch umgesetzt, dass in Not geratene Tiere durch die dafür tätigen Vereine betreut und versorgt werden.
    Leider werden einfache Definitionen in der Regel durch die Praxis widerlegt.


    Einige der schlimmsten Tierqüälereien werden mit einem derart definierten Tierschutz begangen. Jeder, der z. B. 50 Streunerkatzen in eine Mietwohnung einsperrt, legitimiert sein Handeln mit der Behauptung, dass er oder sie diese Tiere von der Straße gerettet hat. Die daraus resultierenden Haltungsbedingungen sind eine Katastrophe und den eigentlichen Bedürfnissen der Tiere wird nicht mal ansatzweise entsprochen. Kritisiert man diese Bedingungen, wird bedauernd erläutert, dass man zwar gerne eine Veränderung herbeiführen möchte, aufgrund der schlechten finanziellen Möglichkeiten jedoch nicht kann. Aber, Totschlagsargument, diese Tiere seien aus der Not gerettet worden und erhalten jetzt regelmäßig ihr Futter. Tierschutz im Sinne der Tiere? Wohl kaum.


    Wer jetzt der Meinung ist, diese Zustände seien Einzelfälle, irrt grundlegend. Gerade für kleinere Vereine ohne eigene Tierheime ist eine solche Haltungsform nicht ungewöhnlich. Obwohl die Unterbringung gerade für Streunerkatzen eine extreme Belastung mit sich bringt, müssen diese Personen auch keine Einschränkung ihres Tuns befürchten. Behördliche Auflagen erfolgen zumeist nicht, da die zuständigen Veterinärämter schlicht und ergreifend nicht wissen, wo sie mit den Tieren hin sollen. Also werden derartige Zustände toleriert und die dafür verantwortlichen Personen können sich ohne jegliche Scheu dauerhaft als ausschließlich dem Wohl der Tiere verpflichtet präsentieren.


    Aber auch Tierschutzvereine, die über eigene Tierheime verfügen, können oftmals in der Praxis den Anforderungen an eine Tierhaltung, die den Bedürfnissen der Tiere entspricht, nur bedingt standhalten. Dessen sind sich die dort tätigen Menschen auch bewusst, denn ihre finanziellen und personellen Möglichkeiten sind eingeschränkt. Doch selbst wenn diese besser wären, könnte man in einem Tierheim immer nur einen Kompromiss ermöglichen, der allen Anforderungen auf dem kleinsten Nenner entspricht.


    Dieser Umstand wir d naturgemäß in der Öffentlichkeit wenig diskutiert. Das Tierheim oder jede andere Auffangstation ist per Se erst einmal etwas Erstrebenswertes. Eine besonders verheerende Rolle spielen dabei die Medien. Für sie gibt es nur zwei Möglichkeiten der Darstellung von Aktivitäten im Tierschutz: entweder in Form von meist niedlichen Einzelschicksalen von Tieren oder vorhandenen oder vermeintlichen Skandalen in diesem Bereich. Eine sachliche Auseinandersetzung mit den Zuständen und Anforderungen in allen Bereichen des Tierschutzes findet dort nicht statt: Ein Tierschützer ist eine Person, die ohne Rücksicht auf eigene Interessen, jeden Tag 24 Stunden Tiere versorgt. Dabei leisten sie den eingangs beschriebenen Verhaltensweisen und den daraus resultierenden Haltungsmethoden permanent Vorschub. Sie heroisieren Menschen, die ihr Haus zu einer Behausung für Affen umfunktioniert haben oder die auf wenigen Quadratmetern Reptilien zusammenpferchen. Ob dabei eine Form der Haltung umgesetzt wird, die den Bedürfnissen der Tiere entspricht, wird nicht hinterfragt. Die Tiere wurden gerettet und bekommen ihr Futter. Dem Tierschutz wurde damit genügt. Basta!
    Kein Mensch denkt über die Ursachen des vorhandenen Tierleids nach und findet es völlig akzeptabel, dass ständig Tiere in einer Einrichtung untergebracht werden müssen, ohne dass diese in allen Fällen überhaupt eine bedarfsgerechte Unterbringung bieten können.
    Niemand stellt sich die Frage, warum sich Menschen immer wieder Tiere anschaffen können, die sie anschließend in einem Tierheim abgeben. Keiner stellt diesen Kreislauf infrage, sondern akzeptiert, dass ständig Tiere in eine ihren Bedürfnissen nicht entsprechende Situation gebracht werden. Und erst recht niemand möchte den eigentlichen Verursacher dieses Dilemmas erkennen: den einzelnen verantwortungslos handelnden Menschen.“


    Ich fand diesen Artikel vor allem deswegen bemerkenswert, weil sich tatsächlich selten jemand die Frage stellt, ob mit der „Sammelunterbringung“ von Tieren überhaupt noch Tierschutz im Wortsinn geleistet wird. „Denn Tierschutz definiert sich auch dadurch, dass man Tiere erst gar nicht in eine Situation bringt, in der sie mehr schlecht als recht versorgt werden müssen. Dabei geht es nicht darum, den Menschen von der Anschaffung eines Haustieres abzuraten. Jedoch muss sich jeder Einzelne darüber im Klaren sein, welch hohes Maß an Verantwortung man damit übernimmt. Und damit den Grundstein dafür legen, dass ein solches Tier sicherlich nicht den Weg in ein Tierheim antreten muss und seinem Besitzer ein Leben lang Freude bereiten wird!“

    Viele Grüße von Conny

    und ein Dankeschön an Wonnie für die schöne Signatur!!!

  • Der Artikel ist wirklich einer der guten! Das "Deckmäntelchen" Tierschutz muss ja leider sehr oft dann herhalten, wenn es eigentlich mehr "Menschenschutz" oder "Gewissensberuhigung" ist. Hier in der Gegend wurde auch schon mal eben "Animalhording" immer schön als "Tierschutz" herausposaunt... übel sowas.

    Dexter, L'amour, Oxy, Luchs, Justy, Lotte, Tanvir, Infinity, Calimero.

    Forever would have been too short.