Also der befreundete Tierarzt ist ein ganz toller Mann, der jetzt leider aufgrund einer schweren Krankheit zwei gut laufende Praxen schließen muss und händeringend einen Nachfolger sucht. Er findet aber keinen, weil er neben fachlichem Können auch Wert auf soziale Kompetenz legt - und das ist wohl schwer zu finden...
Wir haben gerade telefoniert und ich bin schon viel beruhigter. Am besten gefallen hat mir, dass er mich beraten hat, ohne mir seine Meinung aufzuzwängen und mir verschiedene, konträre Ansichten objektiv erklärt hat. Das mit der Leukose sieht er nicht so tragisch - es ist zwar suboptimal gelaufen, aber ich soll mir nicht solche Sorgen machen. Was ihm gar nicht gefallen hat, ist der Plan meines Tierarztes, die Leukoseimpfung auf gut Glück ohne Bluttest zu machen. Er ist zwar selbst nicht der Überzeugung, dass dies unweigerlich zum Ausbruch der Krankheit führen muss (aber kann), aber da mein TA ja diese Auffassung vertritt, findet er das auch unverantwortlich! Er hat mich also nur darin bestätigt, dass ich auf keinen Fall ohne Bluttest impfen lassen werde.
Zur Ernährung wollte er nicht viel sagen, außer dass die Frage nach Inhaltsstoffen weitaus wichtiger ist als die nach Nass oder Trocken (was ja objektiv gesehen auch stimmt, wenn das Tier genug trinkt), und dass ein Mittelklassefutter mit wenig Getreide und Zucker und allgemein eine gemischte Fütterung auf jeden Fall in Ordnung ist. Warum ich jetzt für meinen Freigänger mit Blasenentzündung ausgerechnet ein Indoor-Trockenfutter geraten bekam, konnte er auch nicht nachvollziehen.
Alles in allem habe ich mich wirklich sehr gut beraten gefühlt, weil er darauf eingegangen ist, dass ich durchaus schon vorinformiert bin und sich mit mir auf Augenhöhe unterhalten hat. Schade, dass er im Saarland ist und auch bald nicht mehr praktizieren wird...
Das einzige, was mich jetzt ein bisschen stutzig gemacht hat: Er meinte, ich kann bis zur Impfung Charlie jetzt ruhig noch rauslassen, wenn er das so gewöhnt ist, wenn es bei mir in der Gegend nicht gerade von wilden Katzen wimmelt und/oder es ständig Raufereien gibt, weil das Risiko nicht wirklich hoch ist. Die Leukose-Impfung findet er zwar gut und wichtig (Nutzen-Risiko-Verhältnis stimmt im Vergleich zu FIP-Impfung, wie er sagt), aber deshalb jetzt wochenlang Hausarrest findet er übertrieben. Was meint ihr dazu?