Trauern – wie gehen Katzen mit dem Verlust ihres Freundes um
Und wie kann man ihnen helfen
Aus persönlichem Anlass möchte ich hier einen Thread beginnen in dem ich über die Trauer von Tieren sprechen möchte und in dem wir eventuell unsere Erfahrungen und unseren Umgang damit zusammentragen können.
(Oder durch interessante Artikel zum Thema ergänzen)
Vorgeschichte:
Ich hatte ein Kater-Seniorenpaar und verliebte mich in einen weiteren Kater, der alsbald als dritte Katze bei uns wohnte, doch er war ein sehr aktiver, ungestümer Kater und ich wollte ihn nicht allein alt werden lassen und als er 2 Jahre alt war suchte ich nach einem Partner für ihn.
Obwohl man nie weiß wie der schon vorhandene Kater auf den Neuankömmling reagiert, hatte ich unsagbares Glück... es war von Anbeginn an die ganz große Liebe...
Mein Newton wurde zu einem Mama-Kater, der den Kleinen umhegte, pflegte, er wurde ihm Freund, Spielgefährte und sein Schmuse- und Kontaktschlafpartner.
grinsekatzen.de/gallery/image/23134/
[i]Als Karlson dann ganz schrecklich krank wurde und uns verließ brach für Newton eine Welt zusammen, er nahm es sehr schwer.
Da eine Katze (ein Tier) z.B. nicht nachvollziehen kann wo sein geliebter Sozialpartner geblieben ist, wenn er z.B. in einer Tierarztpraxis eingeschläfert wurde, sollte man das Tier entweder zu Haus euthanasieren lassen oder das Tier mit nach Haus nehmen, damit die anderen Katzen Abschied nehmen können.
Meiner Erfahrung nach, beschnuppern sie ihren Freund, lecken an ihm...
Es kommt aber auch bei einigen Katzen zum Fauchen, da der Freund anders riecht und sich auch nicht mehr bewegt...
Ich glaube aber Katzen sind so besonders, das sie mit Sicherheit spirituelle Antennen haben und wissen was Tod bedeutet.
Als ich Karlson tot auf den Wohnzimmerboden gelegt hatte wurde er nacheinander von allen Dreien beschnuppert und noch mal angestoßen. Die zwei alten Kater zogen sich dann zurück, ganz anders Newton, er leckte Karlson das Köpfchen, reinigte seine Ohren und legte sich dann zu ihm... so als würde er ihn bewachen... er blieb dort für eine halbe Stunde liegen und zog sich dann auch zurück.
Newton veränderte von da an sein Verhalten, er verweigerte das Industrie-Futter (nahm es nur wenn ich ihn mit der Hand gefüttert habe), er verweigerte die Küken, die er immer zusammen mit Karlson gefressen hat, er wollte nicht spielen, er schlief viel und erschien mir richtig depressiv, auch das Schmusen (wie er es sonst getan hat) schien er als unangenehm zu empfinden.
2 Monate machte er mir richtig Sorgen.
Auch Lando, der zu Haus sterben durfte hat er seine Zuneigung durch Lecken seines Fells gezeigt und ihn eine zeitlang bewacht.
Er war gestresst durch seinem Tod, aber es war nicht so schlimm wie bei Karlson.
Barim hat er nur beschnuppert, hat ihm einmal über den Kopf geleckt und ist dann nur um ihn herum geschlichen um sich schließlich zurückzuziehen.
Auch hier zeigt er wieder Verhaltensänderungen, viel Schlaf, keine normale Nahrungsaufnahme, allein in der Küche stehend und rufend. Gleichfalls immer wieder Höhlenkontrolle an Barims Lieblingsplatz.
Wissenschaftler haben belegt, das Tiere so etwas wie Trauer spüren können, es gibt entsprechende Berichte von Katzen, die einen Artgenossen vermissen.
Einerseits ist hierfür das limbische System (die Hirnstruktur in der Gefühle verarbeitet werden), das Säuge- und alle Wirbeltiere besitzen, verantwortlich wie auch vorhandene soziale Strukturen, die eine Bindung zwischen Individuen ermöglichen (Familien- Gruppenmitglieder).
Douglas-Hamilton von der The Elephants Foundation sagte hierzu z.B. über Elefanten, die ein Familienmitglied verloren hatten: “... die Familienmitglieder zeigten starke Gefühle - vielleicht sogar Kummer".
Wenn für Tiere etwas verschwindet, das für sie wichtig war, sei es der Mensch oder ein Artgenosse ist das für sie purer Stress, es ist für sie gleichbedeutend mit Sicherheitsverlust, der Verlust eines Bezugspartners, einen Kameraden, auf den man sich verlassen, dem man vertrauen konnte.
Egal um was Katzen trauern, es findet immer ein seelisches Trauma statt
Hier ein schrecklich trauriges Video, in dem man sieht wie verzweifelt der Kater ist und vielleicht zeigt er durch sein Treteln wie wohl er sich in der Gegenwart seines Partners oder seiner Partnerin gefühlt hat, wie sicher er sich mit ihm oder ihr fühlte... jetzt der Verlust durch einen Verkehrsunfall und das Letzte was er ihm oder ihr noch geben kann ist die (an ihm oder ihr angelehnte) Totenwache...
Trauernde Katzen (nach Dr. Yair Schiftan /Schweiz, Carola Ruff / aus B, Janine Baguhn /HH, Petra Stein / aus M):
- ziehen sich meist zurück
- der Spieltrieb ist vermindert
- sie fressen kaum, das kann bis zur Appetitlosigkeit, Abmagerung gehen
- depressive Anzeichen (Ohrenspiel und Körperhaltung geben Zeichen)
- sie neigen zur Introvertiertheit
- einige verweigern Körperkontakt (auf keinen Fall aufzwingen)
- Stimmungsschwankungen – die Katze möchte Kontakt, wird aber bei Berührung aggressiv –
- Übersprungshandlungen um den Stress abzubauen> Haare an Pfoten, Bauch, Oberschenkel ausreißen
- Apathie
- Protestaktionen
- Verlust des Lebenswillens
- In einigen Fällen kann aus dem seelischen Tief eine tatsächliche, organische Krankheit erwachsen
Wie kann man der trauernden Katze helfen:
Liebe und Verständnis (wenn das Tier es zulässt)
Streicheleinheiten (wenn das Tier es zulässt)
Ruhe (vermehrte Schlafeinheiten zulassen)
Zugang zum Schlafzimmer ermöglichen
Lässt sie sich anfassen > versuchen während der Streicheleinheiten zu füttern, Futter anzubieten
Hat die Katze Umgebung und Menschen verloren > sollte man alle Katzensachen aus dem alten Umfeld mitnehmen, eventuell sogar ein Kleidungsstück des vorherigen Besitzers
Animation zum Spiel
Feliway
Zeit um das Geschehen zu verarbeiten
Bachblüten (laut Tierheilpraktikerin Petra Stein > Rescue Tropfen)
Eine amerikanische Studie des American Society for the Prevention of Cruelty to Animals fand unter Beteiligung von 160 Katzen, die einen Verlust verarbeiten mußten, heraus das sich fast alle beteiligten Katzen nach ca 6 Monaten wieder normal verhalten haben.
Aber es gibt auch das Gegenteil, Katzen, die nicht trauern, die regelrecht aufblühen, weil keiner mehr da ist, der sie ärgert und sie den Katzenhalter endlich allein für sich haben.