Okay. Dann sag ich jetzt eben auch noch was dazu, wenn ich schon der "Auslöser" dieser Diskussion war. Wobei ich eigentlich auch schon alles gesagt habe, was ich erklärend dazu beitragen kann... Aber vielleicht noch mal übersichtlicher:
- zum Einzug: Charlie kam mit 13 Wochen zu mir, was ja wohl vollkommen im Rahmen ist. Ich habe irgendwo was von "frühem Einzug" gelesen... Sicher, je später desto besser, aber ich möchte jetzt nicht mit Leuten auf eine Stufe gestellt werden, die ihre Wunsch-Kitten mit 6 Wochen ihrer Mutter entreißen, nur damit sie auch jaaa noch ganz winzig und süß sind. Unter 10 Wochen ist Tierquälerei, 12-14 Wochen ist üblich und meiner Information nach auch ausreichend für die Sozialisation.
- zur Einzelkater-Entscheidung: Charlie hatte nur EIN Wurfgeschwisterchen, was ich liebend gerne dazu genommen hätte, aber die Besitzerin hatte sich in sie verliebt. Also stand ich da mit einem Katerchen. Auf die Schnelle noch ein ungefähr gleich altes anderes Kitten zu organisieren, was mir sympatisch ist und umgekehrt und was sich dann bitte auch noch mit Charlie verstehen soll, war mir wie schon gesagt zu heikel, da er eben mein erster EIGENER Kater ist. Ich habe zwar zahlreiche Fachbücher gekauft und verschlungen, habe mich bei Verwandten, Bekannten und Freunden, die Katzenhalter sind, informiert usw., aber trotzdem war es mir zu viel Verantwortung für den Anfang. Ist das nicht verständlich?
- zur Frage warum ich mir nicht statt einer jungen Katze eine als Einzeltier beschriebene Tierheimkatze geholt habe: Zunächst einmal war nicht von Anfang an geplant, dass Charlie alleine zu mir kommt, wie schon oben erwähnt. Aber auch bevor ich Charlie kennengelernt habe, habe ich mich nach reiflicher Überlegung ganz bewusst für eine junge Katze ohne Tierheimerfahrung entschieden, auch wenn das vielleicht egoistisch klingt. Auch hier spielte der Aspekt, dass ich noch keine Praxiserfahrung mit der Katzenhaltung hatte, eine recht große Rolle: Ein Kätzchen ist für mich ein unbeschriebenes Blatt - ich hatte darauf spekuliert, dass die Erziehung leichter funktioniert, dass die Bindung enger wird etc. etc. Meine nächste Katze (oder vielleicht werden es auch drei?) wird/werden auf jeden Fall aus dem Tierheim sein, weil ich bis dahin genug Erfahrung gesammelt haben werde, um auch das verantwortungsbewusst handeln zu können. Ich wollte es mir und allen Beteiligten (=Freund und eben Katze) am Anfang einfach so leicht wie möglich machen und kein Risiko eingehen.
- zum Problem soziale Kontakte: Charlie wird ein Freigänger. Schon im Frühling, sobald er kastriert ist. Das sind nur noch wenige Monate. Ich gebe zu, ich bin vermutlich nicht so informiert wie viele langjährige Katzenhalter unter euch, aber ich verstehe das Problem nicht so ganz. Ein Kater, der bis zum vollendeten 3. Lebensmonat bei seiner Mutter, seiner Schwester und einer Menge anderen Katzen war und in seinem 7. Lebensmonat zum Freigänger mit einigen Nachbarskatzen wird, kann doch innerhalb dieser kurzen Zeit nicht komplett verstumpfen, was kätzische Sozialkontakte angeht?
- zum Zeitfaktor: Ja, ich habe tatsächlich viel Zeit für meinen Kater. Momentan sogar sehr viel: Wie auch schon erwähnt bin ich gerade mit dem Studium fertig und habe leider noch keinen Job gefunden. Das liegt vor allem daran, dass meine Uni sich ein paar Monate mehr Zeit für's Zeugnisschreiben nimmt, als sie eigentlich dürfte, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls mache ich gerade leider Gottes nichts. Nichts, außer meinen Führerschein. Charlie ist 2 Stunden am Vormittag alleine zu Hause und ansonsten bin ich den ganzen Tag nur für ihn da. Wenn er in Spiellaune ist, spielen wir und wenn er in Kuschellaune ist, kuscheln wir. Wenn er mal seine Ruhe will, zieht er sich ein paar Stündchen in sein Bettchen auf der Couch zurück und ich widme mich anderen Dingen. Er hat Unmengen an gekauftem und selbstgebasteltem Spielzeug, einen Kratzbaum, immer ein sauberes Katzenklo, viele Liegegelegenheiten, eine dreistöckige Doppelhaushälfte als Revier. Er bekommt genügend Futter und am allerwichtigsten: Aufmerksamkeit. Ich würde behaupten, er ist ein sehr glücklicher Kater und ich gestalte ihm die Übergangszeit bis zum Frühling, wo er dann raus in die Welt darf, so schön wie nur möglich.
- zum Thema Freigänger: Da das Thema hier auch schon angeschnitten wurde... Eigentlich mag ich mich dazu gar nicht so sehr auslassen, weil es eben ein Thema ist, wo sich die Geister scheiden. Auch hierzu habe ich viel gelesen und lange darüber nachgedacht und beratschlagt, und ich gehöre jetzt eben zur Draußenkatzen-Befürworter-Fraktion. Ich habe die Möglichkeit dazu, weil wir ländlich wohnen, weit weg von einer großen Straße. Wir haben einen kleinen Garten und eine Terasse und wohnen in einer ruhigen Erschließungsstraße mit 10 Doppelhaushälften, in der Kinder spielen und Schrittgeschwindigkeit gefahren wird. In meinem Umkreis habe ich noch nie von Katzenhassern, die Giftköder auslegen, gehört und will hoffen, dass das auch so bleibt. Ich weiß, dass der Freigang Gefahren birgt, aber ich bin der Meinung, dass sie für Charlie minimiert sind. Eigentlich hatte ich am Anfang dieses Paragraphen gar nicht vor, mich zu rechtfertigen, aber irgendwie tue ich es jetzt doch... Vielleicht hilft es noch, wenn ich sage, dass wir dann am Ende festgestellt haben, dass eine reine Drinnenkatze bei uns sowieso unmöglich gewesen wäre, weil wir ja quasi im Erdgeschoss wohnen - Haustür und Terassentür könnten nicht mehr benutzt werden, wenn wir nicht wollten, dass Charlie irgendwann doch mal durchflutscht und wir müssten eine Rutsche ans Badfenster im ersten Stock montieren - das wäre vielleicht ein bisschen schwierig im Alltag.
- zum Grund, warum ich mich hier jetzt erst äußere:
MrsKatz hat mich hier sehr gut eingeschätzt... und ich danke ihr für diesen Beitrag.
Was mich an dieser ganzen Sache hier ehrlich gesagt stört, ist, dass sie sich direkt namentlich auf eine Userin bezieht und dadurch für mich etwas von "an den Pranger stellen" hat.
Sowas finde ich unpassend und auch angreifend, zumal die Diskussion ja bereits im entsprechenden Thread (und in anderen Threads) geführt wurde.
Eine Art Infothread kann man auch ohne Bezugnahme auf einzelne User machen.
Dazu finde ich, dass Annika einen sehr informierten und einer-Zweitkatze-nicht-abgeneigten Eindruck macht. Ob jetzt, oder in einem halben Jahr oder Jahr...
Das ist doch nun auch wirklich abhängig von ihrer persönlichen Situation und wenn man auf sie einredet wie auf einen lahmen Gaul, wird es die Sache nicht beschleunigen.
Im Gegenteil... Wenn auf mich - trotz mehrfacher "Rechtfertigung" - immer wieder eingeredet wird und man indirekt noch als "Tierquäler" bezeichnet wird, weil man einem einzelnen Kitten ein neues Zuhause gegeben hat, ziehe ich mich eben zurück.
Und das nicht aus schlechtem Gewissen, sondern weil es mich nervt, dass meine Postings vermutlich gar nicht richtig gelesen werden.
Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass hier die Einzelkatzenhaltung "bejubelt" wird, sondern häufig in einer netten Weise nach einem Katzenkumpel gefragt oder dieser angeregt wurde.
Aber dann eben einmal und nicht immer wieder und mit "erhobenem Zeigefinger"...
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Ich habe mich hier wirklich vom ersten Tag an wohlgefühlt und tue es auch noch - allerdings hoffe ich, dass sich diese Situation nicht noch weiter zuspitzt und einfach irgendwann akzeptiert wird, warum ich mich wie entschieden habe und dass ich wirklich verantwortungsbewusst mit meinem Tierchen umgehe und ihm all meine Liebe schenke. Manche Zeilen hier haben mich auch ein bisschen traurig gemacht, weil ich mich unverstanden fühlte, obwohl ich so viel erklärt habe. Und das hat nichts mit einem schlechten Gewissen zu tun, sondern einfach damit, dass man sich als "Anfänger" eben ein wenig leichter verunsichern lässt, wenn es so auf einen einprasselt.
Und ich kann durchaus mit Kritik umgehen. Ihr könnt nur nicht erwarten, dass ihr heute postet "Charlie braucht nen Kumpel" und ich meinen kompletten Lebensplan über Bord schmeiße und am nächsten Tag eine zweite Katze hier sitzen habe. Ihr habt mich überzeugt (eigentlich das falsche Wort, weil ich das ja sowieso früher oder später wollte), eine zweite Katze dazuzuholen, sobald es die Umstände zulassen. Und wann das ist, weiß eben nur ich. Es wurde zwar schon mal gesagt, dass zwei Katzen nicht viel mehr Arbeit machen als eine, was natürlich stimmt. Aber fressen und aufs Klo gehen müssen sie trotzdem doppelt so viel, und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich momentan ca. 80% meines wenigen Geldes für Charlie ausgebe, damit er wirklich alles hat, was er braucht.
Ende des Romans. Und nicht vergessen: Ich komme in Frieden. Ich habe nur einen etwas trockenen, teils auch sarkastischen Schreibstil.